Es war im letzten Winter als
Alfred, der Kuschelhase gemeinsam mit Harry und mir einen Bericht über „Das
Land der langen, weißen Wolke“ im Fernsehen sah. Als er seinen beiden Freunden Emil, dem Eisbären und Oskar, der
Maus berichtete, was er alles vom „Land der langen, weißen
Wolke erfahren hatte, lachten ihn die beiden aus. „Alfred, jedes
Kind weiß, dass Farne niemals so groß wie Bäume werden
und dass Dinosaurier vor langer, langer Zeit ausgestorben sind“,
schmunzelte Emil. „Außerdem,“ meldete sich auch Oskar
zu Wort, „ich habe noch niemals in meinem ganzen Mäuseleben
von einem Land mit großen oder langen, weißen Wolken gehört!“ Alfred
war beleidigt; die beiden glaubten ihm kein Wort.
Damals wusste Alfred noch nicht, dass Harry und
ich eine Reise nach Neuseeland, das von den Ureinwohnern in ihrer Sprache „Aetoroa
- Das Land der langen, weißen Wolke“, genannt wird, planten.
Alfred hätte nicht im Traum daran gedacht, dass er jemals dieses
Land bereisen würde; wollten ihm doch Emil und Oskar weis machen,
dass das Land in Wirklichkeit gar nicht existiert!
Du kannst dir die Überraschung und den
Triumph vorstellen, als Alfred erfuhr, dass Harry und ich in genau
dieses Land
reisen und ihn,
Alfred, mitnehmen wollten.
War das eine Aufregung! Alfred wusste
nicht, was er zuerst tun sollte: Emil und Oskar Bericht erstatten, mich
mit Freuden-Bussis
zudecken, Koffer
packen...?„Uschi, ich brauche einen Koffer!“ wirbelte Alfred
herum. „Wozu
brauchst du denn einen Koffer? Du wirst doch selber in einem Koffer stecken.
Plüschhasen haben gar nichts, was sie in einen Koffer packen könnten,“ antwortete
ich. „Dann musst du mir etwas kaufen“, gab Alfred als Antwort zurück. „Was
soll ich dir kaufen? Du brauchst doch nichts in Neuseeland!“ „Ihr
beide habt riesige Rucksäcke, die damit gefüllt werden, was ihr in
Neuseeland braucht. Warum glaubst du, dass ich „unten drunter“ nichts
brauche?“ Alfred war empört. „Weil du ein Plüschhase bist“,
sagte ich, „und überhaupt, was meinst du mit „unten drunter“? „Das
ist Englisch und bedeutet „down under“, erklärte Alfred stolz.
Es kostete mich noch einige Erklärungen bis Alfred begriffen hatte, dass
mit „down under“ die beiden Länder Australien und Neuseeland
gemeint sind, weil sie so zu sagen von Österreich aus betrachtet, auf der
anderen Seite der Erdkugel liegen.

Alfred jedenfalls war sich nun ganz
sicher, dass ich ihm als erstes einen Reiseführer von Neuseeland besorgen müsste,
denn er wollte sich noch vor Beginn seiner Reise genauestens über alles
informieren. Als Alfred einen Reiseführer besaß, las er seinen Freunden
Emil und Oskar täglich etwas Neues über sein Reiseziel vor. Was es
dort alles geben soll!
Es dauerte nicht lange bis Alfred auch eine Landkarte von Neuseeland verlangte.
Stundenlang
hoppelte er von einem Ende der Karte zum anderen und kennzeichnete jene Städte,
Berge und Seen über die er schon im Reiseführer
gelesen hatte. Alfred wollte seine Reise gewissenhaft vorbereiten. Ich hoffte
schon, er würde über all sein geschäftiges Treiben den Reisekoffer
vergessen aber irgendwann fragte er mich dann doch: „Hast du mir schon
einen Koffer gekauft?“ Meine Mutter und ich stöberten schließlich
im Dachboden nach alten Puppensachen aus meiner Kindheit und tatsächlich
fand sich dort auch ein kleiner Koffer, den ich Alfred mitbrachte. Seine
kleinen Augen leuchteten und seine Barthaare zitterten vor Freude. Unter
den Sachen
vom Dachboden tauchte auch altes Puppengewand auf. Ein paar Tage später
legte ich Alfred eine Hose und zwei Pullover neben seinen Koffer.
Trotzdem
Alfred mit den Hosenträgern seiner neuen Hose kämpfte und er sich
erst an die Farbe von Puppe Susi´s altem Pullover gewöhnen mußte,
freute er sich riesig über seine neue Garderobe. Alfred´s Reiseausstattung
war schließlich komplett, als ich ihm außerdem ein neues T-Shirt
samt Hose, einen Ball, eine Schwimmhose und eine Sonnenbrille kaufte. Die
Sonnenbrille fand Alfred, obwohl sie ihm ein wenig zu groß war, besonders
cool. Er wollte sie nicht mal zum Fernsehen abnehmen. Als ob er schon am
Strand in Neuseeland weilen würde, legte er sich an
den folgenden Tagen in die goldene Oktobersonne und beobachtete durch seine
neue Brille die Wolken am Himmel. „Bald werde ich die große,
weiße
Wolke „unten drunter“ kennen lernen“, dachte Alfred.
Je näher der Tag der Abreise auf Alfred zukam, desto aufgeregter und
zappeliger wurde er.Er suchte sich alle möglichen Ablenkungen, in
der Hoffnung, dass die Zeit schneller vergehen würde. Am Dienstag,
den 24. Oktober, rechnete sich Alfred aus, dass es noch 221 Stunden und
24 Minuten dauern würde,
bis das Flugzeug am 2. November um 17:15 Uhr am Flughafen Wien Schwechat
abheben würde.
Am Mittwoch, den 25. Oktober, packte
er zum hundersten Mal seinen Koffer aus und wieder ein. Zwischendurch
konnte er Harry überreden,
an dessen Computer im Internet nach noch mehr Informationen über Neuseeland
forschen zu dürfen. Viele Berichte waren allerdings in englischer
Sprache verfasst – und dann beschloss Alfred Englisch zu lernen.
Abends übte
er seine ersten Sätze. Emil und Oskar lachten anfangs über seine
lustige Aussprache aber erstens mussten die beiden zugeben, dass sie selber
auch nicht Englisch sprechen konnten und zweitens waren sie bald sehr stolz
auf ihren Freund, der wahrscheinlich als erster Plüsch-Hase der Welt
nach Neuseeland reisen und sich dort in einer fremden Sprache unterhalten
würde.
„Hallo! My name is Alfred. I am a rabbit. I come from Austria.” „Was
wirst du sagen, wenn du Hunger hast?” wollte Oskar wissen. „Dann
kann ich doch Uschi und Harry bitten, du Schlauberger“, antwortete Alfred. „Und
was ist, wenn du verloren gehst und du ganz alleine bist?“ brummelte
Emil. Alfred dachte nach. Er holte sein Wörterbuch und sagte schließlich
stolz: “I am hungry.“ „Was bekommst du denn zum Essen, wenn
du das sagst?“ wollte Oskar wissen. „Das heißt nur, dass
ich hungrig bin,“ antwortete Alfred. „ Das sind für heute
genug neue Wörter“, meinte Alfred schließlich und notierte
sie zum Schluss alle in einem Heft:
Hallo – Hallo
My name is Alfred – Ich heiße Alfred
I am a rabbit – Ich bin ein Hase
I come from Austria – Ich komme aus Österreich
I am hungry – Ich habe Hunger
Der Tag der Abreise rückte nun doch immer schneller näher.
Irgendwann waren alle Rucksäcke und Koffer gepackt.
Alfred musste von seinen Freunden Emil und Oskar Abschied nehmen.
Alfred versprach viele schöne Fotos zu machen und tolle Geschenke
mitzubringen.
Trotzdem waren Emil und Oskar ziemlich traurig. Weihnachten und Neujahr
ohne Uschi, Harry und Alfred.
Mit Tränen in den Augen winkten sie zum Abschied während Alfred,
das Land der großen, weißen Wolke bereits vor Augen, mit
flottem Hasenschritt sein Zuhause in der Neubaugasse für vier Monate
hinter sich ließ.
Das Abenteuer konnte beginnen!
Alles was Alfred während des langen Fluges erlebt hat und was bei
seiner Ankunft im Land der großen, weißen Wolke passiert
ist, kannst du in ungefähr 10 Tagen hier lesen. Bis bald!
Du möchtest wissen, was dann passiert ist?
>> Zum Kapitel 2: Kia Ora - Willkommen in Neuseeland
www.uschi-zezelitsch.at